Vor 30 Jahren: Slavia Sofia gastiert im Eichenstadion

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Hochsommerliche Temperaturen herrschten am Kirmessonntag 1986, als die 1. Mannschaft des SC Rot-Weiß Nienborg 1923 e.V. im heimischen Eichenstadion die bulgarische Spitzenmannschaft Slavia Sofia zu Gast hatte. Kurzfristig konnten die Rotweißen den Gegner vor 30 Jahren zu einem Freundschaftsspiel verpflichten, der sich im Münsterland auf die neue Saison vorbereitete. Für die Nienborger gehört das Spiel zu den Highlights in der mehr als 90-jährigen Vereinsgeschichte. Die Gäste aus der Hauptstadt Bulgariens wurden vor dem Spiel von der stellvertretenden Bürgermeisterin Anni Rosery, Pfarrer Wilhelm Niehaves und dem damaligen 1. Vorsitzenden des Vereins Gerd Zukunft offiziell begrüßt. „Das ist damals alles sehr schnell abgelaufen. Slavia Sofia hatte im Hotel Elkemann in Graes Quartier bezogen und denen war kurzfristig ein Gegner abgesprungen. Über den Vorsitzenden der SF Graes kam der Kontakt zustande“, erinnert sich der damalige Vorsitzende, dass alles sehr schnell gehen musste. Etwa 200 Fußballfans nutzten die einmalige Gelegenheit, die Spielkunst des Tabellendritten der abgelaufenen Saison der bulgarischen Meisterschaft und vielfach am Europapokal teilnehmenden Spielpartner zu bewundern. Nach neunzig Spielminuten verbuchten die Gäste einen 8:1 Erfolg. Der Slavia-Express in den rotweißen Trikots kam erst nach dem Seitenwechsel auf Touren, als die Kräfte der Nienborger zunehmend nachließen.

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Reinhard Krause und Heinz Lütke-Wissing im Gespräch

Unter ihrem neuen Spielertrainer Reinhard Krause aus Ahaus befanden sich die Rotweißen seit wenigen Tagen in der Vorbereitung auf die neue Saison und zeigte eine beherzte und unbekümmerte Leistung. Der sechsmalige bulgarische Landesmeister übertrieb in der ersten Halbzeit das Kurzpassspiel und musste sich durch Tore von Miroslav Mironov und Ivan Marinov mit einer knappen 2:0 Halbzeitführung zufrieden geben. Nienborgs Torhüter Heinz Lütke-Wissing mit glänzenden Paraden und Konter gegen die weit aufgerückte Gästeabwehr sorgten für gute Stimmung unter den Besuchern. So drehte Gästetorhüter Slvatcho Nienlov einen Volleyschuss von Josef Helling über die Querlatte. Weitere Chancen wurden herausgespielt, jedoch zumeist überhastet vergeben. Josef Helling und dem jüngsten Spieler auf dem Platz, Martin Mensing, stand bei den Gegenangriffen das Glück nicht zur Seite. „Danach wurde ich zugedeckt und bekam keinen Schnitt mehr“, erinnert sich Josef Helling.

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Torhüter Claus Opperbeck in Aktion

In der zweiten Spielhälfte hütete bei den Nienborgern Claus Opperbeck das Tor, der trotz der weiteren Gegentreffer eine sehr gute Partie zeigte. Der Gast verschärfte das Tempo und erzielte binnen einer Viertelstunde vier Tore. Plamen Simeonov, Ivan Planov mit einem unwiderstehlichen Dribbling, Ilian Aldev mit einem raffinierten Heber und Ivan Marinov mit einem plazierten Distanzschuss bauten das Ergebnis standesgemäß aus. Schlussmann Claus Opperbeck hatte keine Abwehrchance. In der Schlussphase ließ Spielmacher Mladen Radnov sein ganzes Können aufblitzen und erzielte die Tore sieben und acht. Durch die vielen Auswechslungen in Halbzeit wurde die gute Gesamtleistung der Nienborger ein wenig geschmälert. Nicht ohne Spuren geblieben war auch der Besuch einiger Spieler am Abend zuvor im Festzelt in der Niestadt. Auch bei den Gästen machte sich eine gewisse Müdigkeit nach den vielen Spielen und Trainingseinheiten auf der „Tour de Münsterland“ bemerkbar.

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Den Höhepunkt des Spiels steuerte Mittelfeldspieler Thomas Kemper bei. Ihm war es vorbehalten, in den Schlussminuten des stets fairen und freundschaftlichen Spiels den 1:8 Ehrentreffer zu erzielen. „Das ist einer der größten Vereine, den Nienborg bislang gesehen hat“, ist Gerd Zukunft auch 30 Jahre später noch stolz und glücklich, einen europäischen Erstligisten ins Eichenstadion geholt zu haben.

Am nächsten Tag war das Eichenstadion traditionell Schauplatz beim Vogelschießen beim Schützenfest vom Allgemeinen Bürgerschützenverein Nienborg 1520 e.V. Die Königswürde errang Stefan Mensing. Zu seiner Königin erkor er sich Marlies Gruber, geborene van Ledden.

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Obere Reihe von links nach rechts: Egon Lütke-Wenning, Josef Helling, Walter Wenning, André Lösbrock, Stefan Woltering, Thomas Kemper, Andreas Rosery, Herbert Küper (Kapitän), Reinhard Krause (Trainer) und Josef Schuckenbrock (Betreuer).

Untere Reihe von links nach rechts: Thomas Schulten, Stephan Piegel, Claus Opperbeck, Heinz Lütke-Wissing, Richard Blömer, Martin Mensing, Manfred Büscher (Betreuer/Masseur).