Das Vereinskonzept ist Wegweiser für die Zukunft – Martin Mensing im Gespräch mit dem FLVW

 

Nach mehr als drei Jahren Arbeit war es so weit: Im Oktober bekam der SC Rot-Weiß Nienborg aus dem Kreis Ahaus/Coesfeld in einem symbolischen Akt sein Vereinskonzept überreicht, das er gemeinsam mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgearbeitet hatte. FLVW-Mitarbeiter Pierre Nobbe sprach mit dem Architekten des Konzepts, dem 1. Vorsitzenden Martin Mensing, über die Idee und Hintergründe des Konzepts, das auch für andere Vereine aus dem FLVW Modellcharakter hat.

Herr Mensing, wie kam es dazu, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben, ein Vereinskonzept zu entwickeln?

Martin Mensing: Wir sind ein Mehrspartenverein mit rund 1.300 Mitgliedern bei 3.000 Einwohnern. Aktuell nehmen 16 Fußballmannschaften am Spielbetrieb teil. In 24 Breitensportgruppen bieten wir ein vielfältiges Sportangebot für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren an. Die Anforderungen an eine zeitgemäße Vereinsführung werden immer komplexer und anspruchsvoller. Um als Verein zukunftsfähig zu sein, müssen wir nicht nur in den Bereichen Führung, Finanzen oder Organisationsstruktur gut aufgestellt sein, sondern auch über ein funktionierendes Kommunikationssystem und Marketing verfügen. Gesellschaftliche Themenstellungen wie Integration und Inklusion rücken immer mehr in den Fokus unseres Vereinslebens. Unsere größten Herausforderungen stecken im Ehrenamt, in den Sportstätten und in der demographischen Entwicklung. Im Jahr 2023 feiern wir unser 100-jähriges Jubiläum. Auch das muss organisiert und finanziert werden. Als der FLVW im Sommer 2018 zum VereinsZukunftsCheck aufrief, haben wir uns beworben, weil wir uns hinterfragen wollten, ob wir im Verein mit einen komplett ehrenamtlich tätigen Vorstand für diese Aufgaben richtig aufgestellt sind. Fördernd hinzu kam, dass wir uns zur damaligen Zeit in der Gemeinde Heek im Rahmen einer AG Sport ebenfalls zu verschiedenen Themen des Sports hinterfragt haben.

Was genau verbirgt sich hinter dem Vereinskonzept?

Mensing: Das 42-seitige Vereinskonzept mit zehn Kapiteln dient als Wegweiser und die zukünftige Ausrichtung für den gesamten Verein. Wir wollen den Verein nicht neu erfinden. Dieser Leitfaden soll Transparenz nach außen schaffen: Wer sind wir? Was machen wir? Wofür stehen wir? Wer macht was bei uns im Verein? Das Konzept soll richtungsweisend sein für die Zukunft. Wir wollen für unsere Mitglieder interessant bleiben und wir wollen neue Mitglieder gewinnen.

Wie ist das Ganze entstanden? Wie sah die Arbeit daran und der Weg dahin aus?

Mensing: Nach der Zusage durch den FLVW haben wir im Verein eine Arbeitsgruppe mit zwölf Funktionären aus verschiedenen Bereichen des Vereins gebildet. Nach einem Vorgespräch mit Kim Weidig stand bei einem zweitägigen Workshop Ende März 2019 im SportCentrum Kaiserau mit Günter Kmuche-Gabel und Kim Weidig (beide FLVW, Anm. d. Red.) die Leitfrage „Wie seht Ihr Euren Verein in der Zukunft?“ im Mittelpunkt. Neben einer intensiven Vereinsanalyse haben wir kleine Arbeitsgruppen nach Themenschwerpunkten gebildet und uns erste richtungsweisende Inhalte erarbeitet. In diesen kleinen Teams haben wir weitergearbeitet und die Ergebnisse in der großen Gruppe diskutiert und zusammengetragen. Regelmäßig tauschten wir uns mit Kim Weidig aus, ehe das Konzept in den finalen Druck ging.

Wie geht es in Zukunft weiter? Ist die Arbeit damit abgeschlossen?

Mensing: Das Konzept wird bereits gelebt, erste Erfolge sind erkennbar. Vereinsleben ist ein lebendiger Prozess, der fortwährend auf dem Prüfstand steht und regelmäßig angepasst werden muss. Der Sport und das Vereinsleben entwickeln sich immer weiter. Fertig wird man nie. Kurz nach der Vorstellung und Übergabe des Konzeptes haben wir uns im Rahmen eines Workshops mit einem externen Moderator im Vorstand neu aufgestellt und das „Ressort-Prinzip“ neu eingeführt. Nicht zuletzt wegen der ausbleibenden Einnahmen in der Corona-Zeit und dem stetigen Steigen der Kosten für die Unterhaltung unseres Sportplatzes nehmen wir aktuell unsere Finanzen genauestens unter die Lupe. Ich gehe davon aus, dass wir im kommenden Jahr die Mitgliedsbeiträge anheben müssen.

Vielen Dank für das Gespräch!