Bernd Loske im Einsatz: 27 Jahre im geschäftsführenden Vorstand – davon 16 Jahre als 1. Vorsitzender
„Ohne Ehrenamt würde der Ball nicht rollen. Auch die Spitze würde ohne das Engagement an der Basis schnell abbrechen“, diese Worte stammen von keinem geringeren als den Präsident des Deutschen Fußballbundes Wolfgang Niersbach. Um das Ehrenamt besonders verdient gemacht hat sich in den vergangenen Jahren Bernd Loske vom SC Rot-Weiß Nienborg 1923 e.V. In der begann der 48-jährige im Jahre 1975 mit dem Fußballspielen. Heute noch schnürt er die Schuhe bei den Alten-Herren. Seit 27 Jahren ist er im geschäftsführenden Vorstand seines Vereins tätig. Vor zwei Jahren verkündete Bernd Loske auf der Generalversammlung, dass er sich in diesem Jahr nicht zur Wiederwahl stellen wird. Im Jahre 2006 erhielt er die silberne Verbandsnadel des FLVW. Auf der Generalversammlung am Freitag, 13. März 2015 wird aus der Mitte der 1270 Mitglieder sein Nachfolger gewählt. Sein Nachfolger übernimmt einen bestens aufgestellten Verein.
Frage:
27 Jahre bist Du im geschäftsführenden Vorstand, 11 Jahre als Kassierer und 16 Jahre als 1. Vorsitzender. Das sind 27 Jahre Verantwortung für den SC Rot-Weiß Nienborg 1923 e.V. Das sind etwa 10.000 Tage ehrenamtliche Arbeit für die Mitglieder. Wie war das damals, als du erstmalig in den geschäftsführenden Vorstand gewählt wurdest?
Antwort:
Seinerzeit war ich bereits Kassierer in der 2. Mannschaft und somit ansatzweise vorbelastet. Dies hat sich wohl rumgesprochen und der damalige 1. Vorsitzende Reinhard Brunsch stand auf einem Samstag bei uns zuhause vor der Tür. Im Rahmen der Nachfolgeregelung suchte man nämlich für Josef Borgers Ersatz. Ich habe dann von Josef eine super geführte Kasse übernehmen können. Einen PC hatten wir damals noch nicht und so wurde die Kasse mittels eines amerikanischen Journals geführt. Seinerzeit war also noch Handarbeit gefragt.
Frage:
Was hat sich im Laufe dieser knapp drei Jahrzehnte bei der Vorstandsarbeit geändert?
Antwort:
Gefühlsmäßig hat man sich früher wesentlich mehr um die Hauptaufgabe, den Sport kümmern können. Heute dreht sich vieles nur noch um das Drum herum. Das DFBnet mit all seiner E-Mail-Flut und seinen Regularien; Anträge, Gespräche mit Politik und Verwaltung, Sponsorensuche und -pflege, Mitgliederpflege und auch die Organisation der Platzpflege nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Durch die Umstellung auf moderne Kommunikationsmittel ist manches einfacher geworden, aber jedes kleine Detail wird leider heutzutage schon über WhatsApp und Facebook weiter kommuniziert, aber nicht immer richtig transportiert. Persönlich spreche ich lieber mit den Beteiligten, dass macht das Leben einfacher, bringt Ideen von allen Seiten ein und man bekommt auch ein Gefühl für die Wünsche, Sorgen und Nöte im Verein.
Frage:
Neben den vielen Aktivitäten auf dem Sportplatz hast du viele Stunden im Büro für den Nienborger Sportverein verbracht. Täglich hattest du mit Rot-Weiß zu tun. Was sind die Aufgaben des 1. Vorsitzenden des größten Vereins in Nienborg?
Antwort:
Rot Weiß ist ein Verein für die ganze Familie, daher ist es ganz wichtig, dass die Interessen der einzelnen Mannschaften und Breitensportgruppen aufeinander abgestimmt und in den Gesamtverein integriert werden. Jeder soll sich bei Rot Weiß wohl fühlen, egal ob als aktiver Sportler oder als Ehrenamtler.
Frage:
In den zurückliegenden 27 Jahren wurde im Nienborger Sportvereine eine Menge bewegt. Vieles ist mit deinem Namen verbunden (Höketurnier, Gang in den Mai, Neubau der Umkleidekabinen, Bau von Platz 3 und 4, Umbau der Toilettenanlagen, Rückbau der Aschebahn, Renovierung von Platz 2, Bekämpfung von Würmern und vieles andere mehr). Woran denkst du besonders gerne oder woran nicht so gerne zurück?
Antwort:
Mal langsam an, bei Rot Weiß sind jede Woche bis zu 60 Ehrenamtliche in den verschiedensten Funktionen für den Verein unterwegs, ein einzelner kann da nicht wirklich viel alleine ausrichten. Im Team ist das natürlich anders und bedingt durch meine lange Vorstandsarbeit durfte ich sicher an dem ein- oder anderen Projekt verstärkt und auch erfolgreich mitwirken. Bedanken möchte ich mich bei all den vielen Mitstreitern der vergangenen Jahrzehnte. Sicher könnte ich jetzt viele Namen aufzählen, es sei mir aber erlaubt, dass ich hier besonders Hermann Terhaar und Heiko Niemeier stellvertretend für alle namentlich erwähne. Die beiden Kollegen haben mich einen wesentlichen Teil meiner Rot-Weiß-Zeit hervorragend unterstützt und begleitet. Danke Sportfreunde. Zu den unangenehmeren Punkten gehört sicherlich der zunehmende Egoismus einzelner Personen. Leider ist das „Wir Gefühl“ nicht mehr so ausgeprägt wie früher und leider stellt auch nicht mehr jeder die Gesamt – Interessen von Rot Weiß in den Vordergrund. Im Bereich der Trainer und Betreuersuche für die Jugend wird es immer schwerer, entsprechende Personen zu motivieren. Sicher hat jeder für sich genügend Ausreden parat gerade diesen Job nicht zu machen, aber ohne Ehrenamtler geht es einfach nicht bei Rot Weiß. Zunehmender Vandalismus, Einbrüche im Eichenstadion und auch die Würmer auf den Plätzen sind ein mehr als lästiges Übel.
Hochwasser 2010
Frage:
Der 27. August 2010 bleibt nicht nur für dich ein unvergesslicher Tag: Hochwasser in Nienborg. Wie war das damals, als du einen Anruf vom damaligen Bürgermeister Ulrich Helmich erhalten hast?
Antwort:
An dem Tag hatte ich Urlaub und war zuhause. Als Uli Helmich anrief war ich im ersten Moment ein wenig verdutzt, das hat sich aber sehr schnell gelegt. Wir hatten im Laufe der Jahre bei Rot Weiß eine gute Informationskette über E-Mail und SMS aufgebaut und das kam uns jetzt zugute. Nach etlichen Rundmails und SMS kamen dann auch schon die ersten Rückanrufe unserer Mitglieder. Der ein- oder andere fragte nochmals nach, ob es denn wirklich Hochwasseralarm in Nienborg gibt? Nach einem kurzen Ja hieß es dann nur von jedem: „Ich mache mich dann auf die Socken und helfe.“ Viele, viele Helfer sind zu den Sammelpunkten ausgerückt und haben mit angepackt. Im Nachgang betrachtet war das schon eine emotionale Angelegenheit.
Bernd Loske mit den Seniorentrainern Dirk Frankemölle (links) und Nico Reder (rechts)
Frage:
Du hast viele Trainer kommen und gehen gesehen. Mit nahezu allen von ihnen hast du die Verhandlungen geführt. Leider waren auch einige Trainerentlassungen dabei.
Antwort:
Entlassungen sind nie schön, teilweise deckte sich meine private Meinung auch nicht mit der Meinung die ich als Vereinsvorsitzender zu vertreten hatte. Aber, ich habe viele nette Menschen kennengelernt und viel daraus mitgenommen.
Alte Herren des SC Rot-Weiß Nienborg
Frage:
Selber spielst du seit deiner frühesten Kindheit Fußball. In der E-Jugend der Rotweißen hast du vor 40 Jahren begonnen, deinem Hobby nachzugehen. In dieser Zeit hast du doch sicherlich auch mit dem runden Leder einiges erlebt.
Antwort:
Bestimmt, eine Schlüsselszene war sicherlich mein „neuer Trainer“ in der zweiten Mannschaft Ende der 80er Jahre. Sein Bruder kam in die Senioren und spielte auf derselben Position wie ich in der Abwehr. Kurzerhand wurde ich zum Stürmer umfunktioniert. Hat funktioniert, in der Saison waren es um die 30 Tore, aber für die I. Mannschaft hat es trotzdem nie so richtig gereicht.
Frage:
Am Freitag endet deine Amtszeit. Was nimmst du aus dieser Zeit persönlich für dich mit?
Antwort:
Sicher hatte ich anfangs nie und nimmer damit gerechnet, dass es 27 Jahre Vorstandsarbeit wird. Aber es ist für die eigene Persönlichkeitsentwicklung überhaupt nicht schädlich, wenn man in jungen Jahren schon Verantwortung übernimmt und sich engagiert. Den Elan und auch die gesammelten Erfahrungen im positiven und auch im negativen Sinne kann man zum Teil im Berufs- und Privatleben anwenden.
Frage:
Während deiner Tätigkeit im geschäftsführenden Vorstand hast du sogar noch die Zeit gefunden, Betreuer der zweiten Mannschaft zu sein. Seit vielen Jahren bist du regelmäßig bei den Spielen deiner Töchter auf dem Platz. Selbst bist du noch bei den Alten-Herren aktiv. Daraus schließe ich, dass wir dich auch weiterhin im Eichenstadion begrüßen dürfen.
Antwort:
Ohne die Unterstützung meiner Frau und das Hobby „Fussball“ unserer Töchter hätte ich den Zeitaufwand nie stemmen können. Aus diesem Grunde werde ich sicherlich vorrangig dem Mädchen- und Damenfußball bei Rot Weiß weiter Aufmerksamkeit und Unterstützung widmen. Freuen würde es mich natürlich auch, wenn wir im Seniorenbereich weiter so erfolgreich mitspielen und Erfolge aus der Aufbauarbeit der vergangenen Jahre ernten können. Als Zuschauer ohne Verpflichtung am Rand zu stehen wird sicher eine positive Bereicherung für mich sein.
In 2006 erhielt Bernd Loske die silberne Verbandsnadel des FLVW
(rechts im Bild Kreis-Jugendausschussvorsitzender Werner Kumbrink)
Frage:
Welchen guten Rat gibst du deinem Nachfolger mit auf den Weg?
Antwort:
Keinen Rat, nur einen Hinweis: Das Engagement lohnt sich!